Über die Regulierung des Wolfsbestandes nachdenken

„Wir müssen die Mauern bei der Wolfsdebatte abbauen – auf allen Seiten“, fordert Tobias Rohrberg, der für Naturschutz und Landwirtschaft zuständige Kreistagsabgeordnete von Bündnis 90/DIE GRÜNEN. „Wildtiere werden für Menschen in der Regel nur gefährlich, wenn sie krank sind, provoziert oder mit Futter angelockt werden.“ Ein Wolf unterscheide sich hier nicht von einem Wildschwein oder Fuchs. Wahrscheinlich ist die Gefahr sogar größer von einem Wildschwein attackiert zu werden. Fakt sei: in der Vergangenheit gab es nur wenige Fälle, in denen gesunde Wölfe einen Menschen angegriffen haben. Die Verunsicherung zu schüren, sei daher nicht hilfreich und sachlich auch falsch. „Es liegt vielmehr in der Natur der Sache, dass Wölfe Rehe reißen“, wie erst jüngst in der MOZ berichtet wurde.

Symbolbild – vergleichbare Schilder wurden nun auch um Seelow aufgehängt.

Wölfe tragen auf natürliche Weise dazu bei, den Wildbestand zu regulieren. Über diese wildtierökologische Bedeutung des Wolfes aufzuklären, sei wichtiger sein als Warnhinweise wie nun in Seelow-Land aufzuhängen. Mehr Rehe sterben in Brandenburg wahrscheinlich auf grausame Weise durch Kollision mit Autos: fast 1.500 jedes Jahr, was paradoxerweise meistens jedoch nur beiläufig zur Kenntnis genommen werde. 

Genauso dürfe es aber auch keine Denkverbote in die andere Richtung geben. „Wir müssen über die Regulierung des Wolfsbestandes nachdenken“, fordert Rohrberg. In Regionen mit einer hohen Wolfspopulation könnten Abschüsse über die Entnahme von sogenannten „Problemwölfen“ hinaus, ein geeignetes Mittel sein, um die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bekommen. Das könnte auch auf den Landkreis Märkisch-Oderland zutreffen. „Der Schutz von Nutztieren ist genauso wichtig wie der Schutz von Wölfen“, stellt der Kreistagsabgeordnete fest. Anstatt viel Geld in den Herdenschutz zu investieren, könnte der Abschuss von Wölfen nach einer festen Quote auch ein Weg sein. „Idealerweise könnte eine solche Quote im Dialog mit allen Verbänden festgelegt werden“, schlägt Rohrberg vor. Darüber müsse man offen und ohne Scheuklappen diskutieren. 

„Zur Ehrlichkeit gehört aber auch dazu, dass man das europäische Recht dabei berücksichtigen muss“, unterstreicht er. Es sei nicht sinnvoll Erwartungen zu wecken, die am Ende nicht zu erfüllen seien oder von den Gerichten kassiert werden. Aber auch die Vorgaben aus Europa seien nicht in Stein gemeißelt, wie jüngst auch das grüne Bundesumweltministerium unter Beweis stellte und in Brüssel für die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes stimmte. 

Tobias Rohrberg, Kreistagsabgeordneter von Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Märkisch-Oderland

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