Prioritäten auf naturnahes Ortsbild, Verkehrssicherheit und nachhaltige Mobilität zu legen, lehnt Gemeindevertretung ab
Der nördliche Bahnhofsvorplatz besteht heute noch überwiegend aus einer Grünfläche. Bald ist damit jedoch Schluss. Hier sollen weitere PKW-Stellplätze entstehen. Pflastersteine anstatt Grünfläche hat die Gemeindevertretung gegen unsere Stimmen Ende Januar beschlossen. Die Planung für die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes sieht 84 PKW-Stellplätze vor. Gegenüber dem derzeitigen Stand soll die Anzahl um acht von 76 auf 84 erhöht werden. Da im vorderen Bereich ein Busbahnhof entstehen soll – was wir unterstützen – müssen nun alle alten und neuen PKW-Stellplätze in westliche Richtung verschoben werden. Das Grün soll dafür weichen. Drei Gründe sprechen aus unserer Sicht gegen das Vorhaben:
Bahnhofsvorplatz als Aushängeschild
Ziel der Ortsentwicklung sollte es sein die ortstypischen Strukturen aus der Verbindung von Natur- und Baumreichtum mit einem Wohn- und Gewerbeumfeld am Bahnhofsvorplatz sichtbar zu vermitteln und an dieser Stelle ein attraktives Ortszentrum zu entwickeln. Der Bahnhofsvorplatz wird mit dem in der Nähe geplanten Neubau eines weiteren Einkaufsmarktes sowie möglicherweise mittel- bis langfristig mit dem Bau einer Bibliothek und dem Ausbau als Verkehrsknotenpunkt für den ÖPNV als Begegnungsraum für alle Bürgerinnen und Bürger an Bedeutung gewinnen. Hierzu bedarf es den Erhalt von Grünflächen, aber auch den Erhalt von Flächen für die Entwicklung von Räumen, die allen Bürgerinnen und Bürgern zu Gute kommen. Der Vorplatz sollte weiterhin überwiegend durch Natur- und Baumreichtum als Aushängeschild unserer Gemeinde charakterisiert sein und nicht tagsüber durch parkende Autos und nachts durch eine leere Pflastersteinwüste.
Verkehrssicherheit muss an oberster Stelle stehen
Der Umbau des Bahnhofsvorplatzes dient vorrangig dem Ziel den ÖPNV auszubauen. Es wird mit zusätzlichen Busangeboten (höhere Taktzahl und ergänzenden Angeboten wie Rufbussen) gerechnet. Die Folge wird eine Zunahme der Verkehrsdichte durch den ÖPNV sein, die auch beabsichtigt und gewünscht ist. Wird im Gegenzug die Verkehrsbelastung durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) an gleicher Stelle nicht reduziert, wird die Verkehrssicherheit gefährdet sein. Insbesondere im Einfahrtsbereich zum P+R-Parkplatz werden unfallträchtige Begegnungszonen zwischen ÖPNV, PKW, Krafträdern sowie dem Fuß- und Radverkehr geschaffen. In einem hohen Maße sind u.a. auch Schülerinnen und Schüler aus dem nördlichen Teil auf ihrem Schulweg aus Perspektive der Verkehrssicherheit gefährdet. Die Festlegung der Pkw-Stellplätze auf ein Mindestmaß (ohne die erhaltene Förderung zu verlieren), erhöht die Verkehrssicherheit aufgrund einer geringeren Verkehrsdichte und würde eine Versiegelung der Grünflächen überflüssig machen. Die Kreuzungsverkehre insbesondere zwischen Fußgängern/Radfahrern und PKWs würde soweit wie möglich minimiert. Das Anliegen PKW-Parkmöglichkeiten am Bahnhof zu gewährleisten und Verkehrssicherheit zu garantieren, würde in eine angemessene Balance gebracht.
Konsequent nachhaltige Mobilität ausbauen
Die Bereitstellung von Pkw-Stellplätzen bewirkt immer auch einen sog. Pull-Eff ekt. Auf den Pkw wird dann eher als Mobilitätsmittel zurückgegriffen, wenn das Wissen über eine gesicherte und in diesem Fall auch kostenlose Parkmöglichkeit vorhanden ist. Auch dann, wenn andere Verkehrsträger zur Verfügung stehen würden. Um perspektivisch den Umweltverbund aus ÖPNV u.a. mit Rufbussen sowie den Rad- und Fußverkehr zu stärken, sollten verkehrsplanerisch Pull-Effekte unterbleiben. Alternative Angebote können sich nur dann entwickeln, wenn eine entsprechende Nachfrage geschaff en wird. Insbesondere bei einer wachsenden Gemeinde (z.B. durch Entwicklung Gebiet „Alte Gärtnerei“) sollte die Verkehrsbelastung durch den MIV mittels alternative Angebote reduziert werden, da dieser die Hauptquelle für gesundheitsschädliche Emissionen (z.B. Feinstaub, NOx, Lärm, etc.) darstellt. rbg